Dr. Charlotte Rottiers
Stipendiatin und akademischer Gast
Das Forschungsprojekt Staging Diplomacy: Belgian Diplomatic Interiors on Display in Le Soir Illustré, 1930s analysiert die Inszenierung und Mediatisierung von diplomatischer Architektur und Innenräumen in Printmedien. Gegenstand ist die bemerkenswerte Serie von Besuchen in zwölf belgischen Botschaften und Legationen in ganz Europa, die in den 1930er Jahren in Le Soir Illustré, einer belgischen illustrierten Wochenendzeitung, veröffentlicht wurde. Das Projekt will sich auf diese diplomatischen Innenräume konzentrieren, um den Blick weg von architektonischen Zweckbauten als Materialisierung von Aussenpolitik und nationaler Identität zu lenken. Dabei werden die Innenräume der Diplomatie als Linse genutzt, um die darin beschriebenen Nutzer, diplomatischen Praktiken und Strategien der (Selbst-)Darstellung aufzudecken und zu evaluieren. Die Texte und Fotografien dieser Artikel fangen den Moment ein, in dem belgische Diplomaten den Aufstieg der Massenmedien als Instrument der Repräsentation und Selbstverfremdung begrüssten (Auwers 2012). Sie geben einen Einblick in diplomatische Interieurs als materieller Ausdruck einer transnationalen diplomatischen Kultur und in das Fortbestehen der aristokratischen Kultur als Mittel der Repräsentation. Eine kritische Betrachtung der ausgestellten Objekte, Kunstwerke und Möbel, des halböffentlichen oder privaten Charakters der gezeigten Räume, der Interaktion und des Auftretens des Diplomaten in diesen Räumen sowie der immer wiederkehrenden Schauplätze in den Fotografien erlaubt ein Verständnis dafür, wie die Räume als Bühne für die Darstellung diplomatischer Identitäten genutzt wurden. Gleichzeitig problematisiert dieses Projekt auch das, was außer Sicht bleibt, einschließlich der Hauptstädte und Nationen, die als Orient bezeichnet wurden, sowie verborgene Akteure und Arbeitskräfte wie Dienstpersonal, lokale und weibliche Akteure.
Bio: Charlotte Rottiers ist Architekturhistorikerin und Exzellenzstipendiatin der Schweizer Regierung. Ihre Interessen liegen in der Architekturgeschichte, der kulturellen und politischen Repräsentation, der Identitätsbildung durch Kunst und Architektur und transnationalen Mobilitätsnetzwerken. Sie wurde in Kunstgeschichte, Stadtplanung und osteuropäischen Sprachen und Kulturen ausgebildet. 2024 promovierte sie an der KU Leuven, Fakultät für Architektur, mit dem Manuskript Housing the Nation Abroad: The Material Representation of Belgian Diplomacy, 1831-1914. Sie setzt ihre Forschungen über materielle Repräsentation und diplomatische Kultur fort, indem sie die Inszenierung und Mediatisierung von diplomatischer Architektur und Innenräumen in den Printmedien der Zwischenkriegszeit untersucht.
Geschichte und Theorie der Arch.
Stefano-Franscini-Platz 5
8093
Zürich
Schweiz